Marktanalysen
Börse
By Victor Cianni10. Juni 2025

Der Markt auf einen Blick: Ignorieren Sie die Freaks nicht!

Hätten die Märkte in diesem Monat einen Soundtrack, wäre es Disco pur: frech, unerwartet und voller überraschender Wendungen.

Diesen Monat erhalten Sie von uns eine globale Momentaufnahme der Aktien-, Rohstoff- und Währungsmärkte. Unser Fokus liegt jedoch auf den Anleihen. Sie mögen nicht immer glamourös sein, aber wenn sie sprechen, hören die Märkte zu. Und derzeit haben sie einiges zu sagen.

Zudem widmen wir uns einem unserer Lieblingsthemen: den Zinssätzen. Eine mögliche erneute Zinssenkung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) in den negativen Bereich hätte weitreichende Folgen für Sparer, Kreditnehmende und Anlegerinnen. Was bedeutet das für Sie konkret? Wir erklären es Ihnen.

Gute Lektüre!

Der Markt auf einen Blick: Le Freak, c'est chic!

Song des Monats: “Le Freak" von Chic

Zu den grossen Freuden meiner Arbeit gehört es, interessante Menschen aus der ganzen Schweiz kennenzulernen. Bei einer Veranstaltung der Ladies Drive-Community in Zürich hatte ich kürzlich das Vergnügen, mich mit einer scharfsinnigen Frau zu unterhalten. Sie lobte diesen Newsletter, stellte jedoch im selben Atemzug meinen Musikgeschmack infrage.

Diesen Monat habe ich ihr deshalb das DJ-Pult überlassen. Und ich muss sagen: Hut ab! Ihre Auswahl bringt nicht nur willkommene Energie mit sich, sondern passt auch erstaunlich gut zu den jüngsten Marktgeschehnissen.

«Le Freak» von Chic, die kultige Funk-Disco-Hymne, die diese Newsletter-Ausgabe begleitet, ist in mehrfacher Hinsicht treffend. Der 1978 entstandene Song feiert das Unkonventionelle und erinnert uns daran, das oft Übersehene nicht zu unterschätzen.

Dazu eine lustige Geschichte am Rande: Der Song entstand aus Frustration. In der Silvesternacht 1977 wurde zwei Bandmitgliedern der Zutritt zum ultraexklusiven Klub Studio 54 verweigert. Zurück zu Hause kanalisierten sie ihre Verärgerung in einem Track, der so erfolgreich wurde, dass sie schliesslich VIP-Zugang zu genau diesem Klub erhielten.

In der Finanzwelt spielt der Anleihenmarkt oft eine ähnliche Rolle: Er agiert im Schatten seines auffälligeren Bruders, des Aktienmarkts. Wenn Anleihen jedoch Schlagzeilen machen, geht es selten ruhig zu und her. Ihre Rückkehr ins Rampenlicht ist in der Regel dramatisch und unübersehbar. Und im Mai feierten sie ein eindrucksvolles Comeback.

Insgesamt war der Mai positiv für die Märkte. Die zugrunde liegende Unsicherheit besteht jedoch weiter und ist nun auch am Anleihenmarkt spürbar. Darauf werden wir uns in diesem Newsletter konzentrieren. Aber zuerst verschaffen wir uns unseren gewohnten Marktüberblick.

Die wichtigsten Erkenntnisse:

  • Kluges Investieren bedeutet, alle Märkte im Blick zu behalten – nicht nur die aktuell erfolgreichen.

  • Im Mai erholten sich die Aktienmärkte kräftig und verzeichneten Gewinne bei den wichtigsten globalen Indizes.

  • Im Rampenlicht standen jedoch die Anleihenmärkte, welche die Sorgen der Anlegerinnen und Anleger über die Ausrichtung der US-Politik und die globale Positionierung widerspiegelten.

  • Rohstoffe zeigten sich robust, während digitale Vermögenswerte, allen voran Bitcoin, einen Höhenflug erlebten.

  • Der Schweizer Franken wertete weiter auf und erhöhte den Druck auf die SNB vor der wahrscheinlichen Zinssenkung am 20. Juni.

  • Nachlassende Handelsspannungen stützen den positiven kurzfristigen Ausblick, doch wir behalten die «Freaks» im System weiter im Auge.

Was geschah an den Aktienmärkten

Nach einem holprigen März und einem eher unberechenbaren April brachte der Mai eine willkommene Erholung für die Aktienmärkte. Mit einem beeindruckenden Anstieg von 6,2 % verzeichnete der S&P 500 die beste Monatsperformance seit Ende 2023. Die positive Stimmung zeigte sich auch weltweit: Europa legte um 4,0 % zu, China um 5,3 % und Japan ebenfalls um 5,3 %. In der Schweiz stieg der Swiss Market Index (SMI) mit 0,9 % ebenfalls, wenn auch bescheidener. Aber hey, man kann nicht jeden Monat glänzen.

Zur Stimmungsverbesserung trugen mehrere Faktoren bei. Erstens fielen die Unternehmensgewinne durchweg positiv aus. Auch wenn wir bereits davor gewarnt haben, dass diese Berichtssaison mit Vorsicht zu geniessen ist, da viele Ergebnisse noch die Vor-Trump-Ära widerspiegeln, sind die positiven Zahlen dennoch beruhigend.

Zweitens trugen vorübergehend nachlassende politische und handelspolitische Spannungen zur Beruhigung der Anlegernerven bei. Die teilweise Rücknahme der Zölle zwischen den USA und China sowie die Wiederaufnahme des diplomatischen Dialogs auf globaler Ebene schufen einen konstruktiveren Rahmen. Auch die Anlegerinnen und Anleger scheinen sich auf Trumps Verhandlungsstil einzustellen und zwischen Rhetorik und tatsächlichen Ergebnissen zu unterscheiden. Die Wall Street prägte dafür sogar ein spöttisches Kürzel: «TACO» – Trump Always Chickens Out, auf Deutsch etwa: Trump macht am Ende immer einen Rückzieher.

Allerdings besteht die Gefahr, sich zu sehr an die Unsicherheit zu gewöhnen. Während wir die Aktiengewinne geniessen, lohnt es sich, wachsam zu bleiben für das, was noch schiefgehen könnte.

Was geschah an den Anleihemärkten

Damit sind wir beim Anleihenmarkt angelangt. Wir erinnern gerne daran, wie wichtig dieser ist. Allzu oft werden Anleihen übersehen, während die Aufmerksamkeit auf aufregendere Vermögenswerte wie Aktien und Kryptowährungen gerichtet wird. Doch das Unscheinbare ist das wahre Juwel.

Der Anleihenmarkt ist grösser als der Aktienmarkt und daher unverzichtbar. Anleihen ermöglichen es Unternehmen und Regierungen, ihre Aktivitäten zu finanzieren, halten das globale Finanzsystem am Laufen und bestimmen die Kapitalkosten mit.

Alles beginnt oft am Anleihenmarkt: von den Zinsen, welche die US-Regierung für ihre billionenschweren Schulden zahlt, bis zu den Hypothekarzinsen beim Hauskauf.

In gewisser Weise hat der Anleihenmarkt mehr unmittelbare Macht als die Wählerinnen und Wähler, denn er bewertet politische Entscheidungen in Echtzeit. Und genau das sehen wir jetzt. Donald Trump mag argumentieren, dass seine Strategie langfristig gut für die US-Wirtschaft ist. Der Anleihenmarkt ist jedoch nicht überzeugt.

Wenn Anlegerinnen und Anleger höhere Renditen (oder niedrigere Anleihenpreise) verlangen, signalisiert dies Zweifel. Sie preisen Risiken ein, nicht Vertrauen. Denn wenn Sie jemandem wirklich vertrauen, sollten Sie bereit sein, ihm Geld zu einem niedrigeren Zinssatz zu leihen. Dies gilt umso mehr für die führende Volkswirtschaft der Welt.

Höhere Zinsen sind ein Problem, nicht nur für den Präsidenten, sondern auch für die globalen Märkte. Das Letzte, was wir wollen, sind Verwerfungen am Anleihenmarkt. So weit sind wir noch nicht, aber die Warnzeichen blinken bereits. Selbst prominente Stimmen wie Jamie Dimon haben Alarm geschlagen.

Von hier aus ergeben sich drei mögliche Szenarien:

  • Die US-Regierung passt ihre Strategie an, die Spannungen nehmen ab und Anleihegläubigerinnen und -gläubiger können sich über solide Renditen freuen.

  • Die Zinsen steigen weiter, und wir stellen uns auf härtere Zeiten ein.

  • Die Märkte schwanken weiterhin zwischen diesen beiden Szenarien, wie sie es in den vergangenen sechs Monaten – wenn nicht sogar schon länger – getan haben.

Momentan tendieren wir zu den letzten beiden Szenarien. Aber eines ist sicher: Wir lassen den Freak nicht aussen vor.

Was geschah mit Rohstoffen, Währungen und digitalen Vermögenswerten

Die Lage auf den Rohstoffmärkten verbesserte sich im Mai. Öl- und Goldpreise stiegen, da die geopolitischen Spannungen nachliessen. Digitale Vermögenswerte erlebten einen regelrechten Boom: Bitcoin verzeichnete erneut eine zweistellige Rendite und behielt seine starke Dynamik bei.

Der Schweizer Franken wertete sich weiter auf und setzte die SNB zusätzlich unter Druck. Die Märkte rechnen nun mit einer weiteren Zinssenkung am 20. Juni. Was die SNB-Strategie angeht: Nun, manche Dinge bleiben selbst für diejenigen von uns ein Rätsel, die gerne Freaks zuhören.

Alles in allem war der Mai ein guter Monat für die Märkte – das ist erfreulich. Da sich Anlegerinnen und Anleger zunehmend an die Unsicherheit gewöhnen und die globalen Spannungen weiter nachlassen, sind die kurzfristigen Aussichten positiv.

Dennoch werden wir weiterhin genau beobachten, was die Märkte uns sagen – nicht, weil es chic ist, sondern weil es wichtig ist.

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Reden wir Klartext: Was bedeuten Negativzinsen?

negative interest ratesDie SNB wird am 19. Juni tagen und die Märkte rechnen mit einer weiteren Zinssenkung, möglicherweise auf 0 % oder in den negativen Bereich. Aber was bedeutet das, und wie könnte es Sie betreffen?

Zinsen sind der Preis für das Leihen von Geld. Sie entschädigen Kreditgebende für das eingegangene Risiko und die Zeit ohne Zugriff auf ihre Mittel. Die von Zentralbanken festgesetzten kurzfristigen Zinssätze beeinflussen direkt Kreditkosten und Sparzinsen. Bei Überhitzung der Wirtschaft erhöhen die Zentralbanken meist die Zinsen, um die Inflation einzudämmen. Umgekehrt senken sie die Zinsen bei verlangsamtem Wachstum oder zu starker Landeswährung, um die Wirtschaft anzukurbeln. In manchen Fällen können Zinssätze sogar negativ werden.

Ein negativer Zinssatz bedeutet, dass Banken für die Hinterlegung ihrer überschüssigen Reserven bei der Zentralbank zahlen müssen. Um diese Kosten zu vermeiden, können sie diese an Kundschaft weitergeben – insbesondere an solche mit hohen Einlagen. Dies wird jedoch unterschiedlich gehandhabt. Einige Banken übernehmen die Kosten selbst, andere geben sie selektiv weiter – oft an Firmenkunden oder Privatpersonen mit hohen Guthaben.

Ein negatives Zinsumfeld hat weitreichende Auswirkungen. Sparer erhalten weniger Rendite, da traditionelle Sparkonten kaum noch etwas abwerfen. Kreditnehmende profitieren von aussergewöhnlich günstigen Finanzierungsbedingungen. Und Anlegerinnen werden ermutigt, für höhere Renditen mehr Risiken einzugehen. Das mag kontraintuitiv erscheinen, das Ziel ist jedoch, die Wirtschaft anzukurbeln, indem Sparen eingeschränkt und Kreditaufnahme sowie Investitionen gefördert werden. Die SNB hat diese Strategie in der Vergangenheit bereits angewandt und wird sie möglicherweise wieder in Betracht ziehen.

Höhere Zinsen für Guthaben in Euro und US-Dollar

Alpian savings accountDie SNB könnte bald die Zinssätze senken, was sich auf Sparkonten auswirken würde – insbesondere solche in Schweizer Franken. Nicht alle Zentralbanken verfolgen jedoch dieselbe Strategie. Für Sparerinnen und Sparer mit Guthaben in Euro oder US-Dollar bleiben die Zinssätze attraktiv. Die Sache hat allerdings einen Haken: Die meisten Schweizer Banken bieten keine Zinsen auf Guthaben in Euro oder US-Dollar. Nur 18 von 71 Banken in der Schweiz verzinsen Euro-Einlagen, bei US-Dollar-Einlagen sind es sogar nur 7. Selbst dann sind die Erträge oft minimal.

Bei Alpian verfolgen wir einen anderen Ansatz.

Wir bieten einen Jahreszins von 1 % auf USD- und EUR-Konten (bis 500’000 in jeder Währung) mit monatlicher Zinsauszahlung.

In Kombination mit dem günstigen Wechselkursaufschlag ist Alpian somit die ideale Lösung für Personen, die grössere Fremdwährungsbestände halten oder ihr Währungsrisiko diversifizieren möchten.

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